Herr Fuhse, was ist das Ziel der von Louisenthal gelebten und umgesetzten Effektphilosophie?

Christian Fuhse: Unser übergeordnetes Ziel ist klar definiert: Sicherheit. Für den einzelnen Effekt bedeutet das, dass er auffallen muss, dass er gut sichtbar, schnell erkennbar und leicht zu verstehen ist. Die Aufmerksamkeitsspanne beim Betrachten einer Note ist in der Regel relativ kurz, darum sollte schon beim ersten Hinsehen eine "menschliche Echtheitsprüfung" möglich gemacht werden.

Also zählt erst einmal die Verpackung?

Nein, natürlich nicht nur! Ein ansprechendes Design ist zwar wichtig, denn: Was nützt das sicherste Feature, wenn es gestalterisch nicht dem Wunsch des Kunden entspricht – und das ist ja letztlich auch immer die Bevölkerung, die ihre Noten auch als Visitenkarten verstehen will? Aber letztlich muss jeder Effekt nicht nur schön, sondern in der Funktion sicher, in der Erscheinung klar und auffallend sein, ...

Christian Fuhse, Leiter des Teams "Optische Effekte und Datenaufbereitung"

... so das Leitmotiv der Louisenthal-Effektphilosophie?

Zumindest dürfen Sicherheit und Schönheit keinen Kompromiss eingehen. Attraktivität, Funktionalität, Sicherheit und Akzeptanz müssen sich – wie zum Beispiel beim RollingStar® i+ – gegenseitig ergänzen, im Idealfall verstärken. Dem zugrunde liegt das berühmte „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“, dass wir in unseren Innovationsprozessen immer mitdenken.

Wie wird eine Effektinnovation entwickelt, wenn wir zum Beispiel beim RollingStar® i+ bleiben?

Ein Teil der Antwort steckt schon in Ihrer Frage: es ist eine Entwicklung, die wir sowohl intern als auch extern treiben. Mit dem RollingStar® sind wir ja in eine „innovative Vorleistung“ gegangen. Soll heißen: Ideen entstehen im seltensten Fall allein am Reißbrett, sie werden aus unserem Wissen aber auch aus dem Wissen des Marktes und den Erfahrungen und Erfordernissen unserer Kunden angestoßen, durchdacht, pilotiert und angepasst.

Klingt nach „Trial-and-Error“?

Es ist eher ein Nutzen beziehungsweise. eine kontinuierliche Weiterentwicklung unseres vorhandenen, gewachsenen Knowhows zum Beispiel in Sachen Mikrospiegel oder ColourShift. Natürlich bauen wir darauf auf, und fragen uns, aber auch unsere Kunden: Welche nächste Stufe können wir nehmen, um das Produkt und damit immer auch die Sicherheit voranzubringen? Im Falle des RollingStar® i+ war es vor allem die Mikrospiegeltechnologie, die uns auf die nächsthöhere Ebene gehoben hat.

Wie?

Schon beim RollingStar® war eine Fülle an optischen und funktionalen Merkmalen durch die Kombination von Mikrospiegeltechnologie mit Farbwechseleffekten möglich. Auf einer Fläche von einem Quadratzentimeter befinden sich viele Millionen Facetten, jedes einzelne dieser Spiegelchen weist eine eigene Orientierung auf, für deren exakte Vorausberechnung eine spezielle Software programmiert wurde. Die gut sichtbaren Bewegungseffekte oder dreidimensionalen Darstellungen entstehen durch die exakte Anordnung und Ausrichtung dieser zahllosen reflektierenden Facetten.

Eine Technologie, die der RollingStar® i+ aufgreift und weiterentwickelt?

Richtig. Beim Erscheinungsbild des RollingStar® i+ haben wir zusätzlich eine innovative, facettenreiche Substruktur mit Mikrospiegeln geschaffen, sozusagen eine "neue Ordnung". Diese neue, raffiniertere Ordnung schafft beeindruckende Effekte und detaillierte, sich verändernde Motive, die uns neben einem Sicherheitsgewinn auch ganz neue Möglichkeiten für eine einzigartige und eindrucksvolle Integration ins Banknotendesign bieten. Zudem haben wir auch an den Mikrospiegeln selbst gearbeitet und die Präzision in deren Herstellung weiter perfektioniert.

Mit welchem Vorteil?

Dass wir noch einmal mehr Dynamik, eine höhere Brillanz und eine bessere Sichtbarkeit bei der Echtheitsprüfung auch in ungünstigen Lichtverhältnissen erreichen können. Hier knüpfen wir wieder an Ihre Eingangsfrage an: Das übergeordnete Ziel ist Sicherheit. Die dynamischen Effekte eines RollingStar® i+ setzen neue Maßstäbe für Sicherheitsfäden und bieten damit einen zusätzlichen Mehrwert.

Welcher Guideline folgt dieser Mehrwert?


Er ist das Ergebnis eines Mindsets, eines Verständnisses, das sich unter anderem entlang der Prämissen "Sichtbarkeit", "Dynamik" und "Ästhetik" orientiert. Dabei deckt der Bereich der Ästhetik am ehesten das Subjektive, also den persönlichen Geschmack eines jeden Einzelnen, ab. Effekte leben natürlich auch davon, gut verpackt zu werden. Aber selbst da haben wir über Erfahrungen und den Austausch mit unseren Kunden ein Verständnis dafür entwickelt, was gefällt und sich sinnvoll umsetzen lässt – und was nicht.

Und: Was gefällt aktuell und was nicht?

Bei vielen Kunden sehen wir zum Beispiel einen Trend in Richtung „Weniger ist mehr“. Soll heißen: Banknoten sollten nicht mit Effekten überfrachtet werden.  Alles, was wir da machen, muss klar sein und darf nicht überfordern. In diesem Sinne kann ein einziger, auffälliger und gut verständlicher Effekt unter Umständen besser sein als eine Ansammlung vieler Effekte, die für sich allein betrachtet zwar alle sehr sicher sind, aber in Summe den normalen Betrachter überfordern.

Wie gelingt es, aus Sicht der Effektphilophie, dass ein "Weniger ist mehr" nicht zulasten der Sicherheit geht?

Die wenigen Effekte müssen dann besonders stark und sicher sein. Ein Set an „Haupteffekten“ legt im besten Fall die Grundlage, um breiten Nutzergruppen die Authentifizierung zu ermöglichen. Das schaffen wir beispielsweise über unseren RollingStar® oder den RollingStar® i+, das schafft aber auch das am besten bekannte Sicherheitsfeature, das Wasserzeichen. Unsere Effektphilosophie verfolgt zudem das Ziel, Technologien zu entwickeln, die in sich skalier- und anpassbar sind.

Je nach "Zielgruppe"?

Genau. Dazu denken wir in der Entwicklung immer mehrere Ebenen mit und fragen uns: Welche Möglichkeiten haben wir noch, um über die Weiterentwicklung eines Haupteffekts speziellen Ziel- und Nutzergruppen zusätzliche, zielgerichtete Merkmale anzubieten? Wenn sie zum Beispiel einen RollingStar® i+ mit „Wave“-Effekt ansehen, sehen sie als Haupteffekt eine hell aufleuchtende Welle, die beim Kippen über den Sicherheitsfaden läuft. Den meisten Leuten wird das als Beschreibung reichen. Speziell geschulte Nutzergruppen können aber weitere Effekte prüfen und beim Kippen um eine zweite Achse in der überlagerten Substruktur einen weiteren Bewegungseffekt beobachten. Damit haben wir Sicherheit und Ästhetik sehr schön verbunden: Für „normale“ Benutzerinnen und Benutzer ist es einfach ein ästhetisch schönes Muster, für Experten und Expertinnen ein zusätzliches Merkmal, das die Sicherheit erhöht.

Anders formuliert: Sicherheit kommt immer von innen heraus. Und daher kann auch eine nach außen aufgeräumt wirkende, klare Effektphilosophie auf den unterschiedlichsten Ebenen ein Höchstmaß an Sicherheit gewährleisten – wenn die Möglichkeiten eines „Unmatched Security From Within“ Ansatzes von Anfang an mitgedacht werden.

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RollingStar® i+ Sicherheitsfäden
Mit RollingStar® i+ bringen wir die visuelle Wirkung und Designmöglichkeiten für Banknoten auf ein neues Level. Einfache und schnelle Authentifizierung, beste Sichtbarkeit selbst in schlechten Lichtverhältnissen und modernste Dynamik gehören zu den Highlights von RollingStar® i+.

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